(vom 02.11.2021)
Hi! Seit dem letzten Post ist schon wieder so viel passiert, dass ich das Gefühl habe, dass schon wesentlich mehr als eine Woche vergangen ist...
Letzten Freitag war ich wieder bei meiner Einsatzstelle. Ich war den ganzen Tag mit einer Mitarbeiterin unterwegs. Wir waren in einem Dorf, das von Indigenen bewohnt wird, weil dort vom Biosphärenreservat eine Art Infoveranstaltung organisiert wurde. Es ging, soweit ich das verstanden habe, darum einerseits ein Bewusstsein für Umweltschutz und Artenvielfalt zu schaffen und verständlich zu machen, was es bedeutet Teil eines Biosphärenreservats zu sein, andererseits sollen die Menschen dort aber mittelfristig gesehen auch auf eine nachhaltige Weise vom Tourismus profitieren können. Das Dorf liegt etwa eine Stunde von Oxapampa entfernt und ist ziemlich abgelegen. Die Hälfte der Strecke lässt sich nur mit viel gutem Willen als Straße bezeichnen und zwischendurch hatte ich wirklich Angst, dass wir stecken bleiben oder abrutschen... Wir hatten zu allem Überfluss auch noch zwei Frauen hinten auf der Ladefläche dabei und es ist ein Wunder, dass sich niemand verletzt hat, wenn man bedenkt wie viele Schlaglöcher es unterwegs gab. Ich werde mich so schnell auch nicht mehr über schwierige Berganfahrten beschweren, denn an einer Stelle war die Steigung so extrem und der Weg so matschig, dass ich es nicht für möglich gehalten hätte, dass man dort überhaupt hoch fahren kann... Trotzdem haben wir es bis ins Dorf geschafft.
Die Veranstaltung hat etwa 3 Stunden gedauert und wir hatten auch Wasser und Essen für alle Teilnehmer dabei. Die Lebensumstände der Menschen dort unterscheiden sich sehr stark von denen, die in Oxapampa und Umgebung leben und daher glaube ich, dass sie sich wirklich über diese Unterstützung gefreut haben.
Zwischendurch hat es übrigens so stark geregnet, dass ich schon befürchtet habe, dass wir nicht mehr zurück nach Oxapampa kommen... Letztendlich hat es relativ abrupt wieder aufgehört und die Sonne kam raus. Das ist glaube ich recht typisch hier im Regenwald.
Was mich wirklich überrascht hat, sind insbesondere die Hierarchien in der Gemeinschaft. Einer der Männer dort wurde von allen nur als "el jefe" angesprochen. Er hat auch eine Art Stirnband mit drei großen Federn getragen, was ein bisschen im Kontrast zu seiner sonst ganz alltäglichen und gewöhnlichen Kleidung (Jeans und T-Shirt) stand.
Ich hätte wirklich gerne noch mehr Zeit in diesem Dorf verbracht, um die Menschen dort ein bisschen besser zu verstehen. Auf mich wirkte es so, als hätten die Bewohner teils ganz andere Bräuche und Sitten als die Peruaner, die ich bisher kennengelernt habe. Was mir in meiner Zeit hier bisher aber trotzdem viel stärker aufgefallen ist, als die Unterschiede zu Deutschland, sind die Gemeinsamkeiten. Wenn man in ein Land reist, von dem man erwartet, dass es vollkommen anders ist als Deutschland, ist man überrascht in wie vielen Dingen sich Südamerikaner und Europäer doch auch ähneln. Die Gespräche bei meiner Gastfamilie drehen sich genau wie bei meiner Familie in Deutschland viel um Politik und darum, wie unzufrieden man mit Vielem ist. Für die Leute hier ist, genau wie für die meisten Europäer, die ich kenne, ihre Familie sehr wichtig. Generell teilen die Menschen in Peru und Deutschland soweit ich das bisher mitbekommen habe viele Werte.
Trotzdem könnte ich sicher jetzt schon einen ganzen Blogeintrag über die Unterschiede zwischen Peru und Deutschland schreiben, aber damit warte ich noch ein bisschen, bis ich einen besseren Eindruck von Allem habe. Am Freitag bin ich nach der Arbeit jedenfalls zum ersten Mal nach Pozuzo gefahren. Meine Gastfamilie hat mir geholfen, ein Auto zu organisieren, das mich mitnimmt. Man fährt von Oxapampa aus etwa 2 Stunden, so dass ich gegen 19 Uhr in Pozuzo angekommen bin. Die Fahrt war sehr abenteuerlich, insbesondere, da es um 18 Uhr dunkel wurde... Man muss schon ein bisschen schmerzbefreit sein, wenn man auf peruanischen Straßen unterwegs ist.
Streckenweise ist alles okay und man fühlt sich sicher und dann kommt ein Stück Matschweg, es geht links steil nach unten und die Straße ist mit Absperrband gesichert.
Alle paar Kilometer kommt man an einer Stelle vorbei, an der die "Straße" zum Abgrund hin abgesperrt ist, weil sie wohl teilweise eingebrochen ist. Richtig gefährlich wird es in der Regenzeit, weil dann die Wahrscheinlichkeit steigt, dass es zu Erdrutschen kommt. Ich war jedenfalls ziemlich erleichtert, als ich gut in Pozuzo angekommen war. Pozuzo ist ein Ort, der vor über 150 Jahren von österreichischen Kolonisten gegründet wurde. Das merkt man ihm auch stark an. Alles ist viel sauberer und ordentlicher, die Häuser sind in einem anderen Stil gebaut als die in anderen Städten und überall findet man deutsche Schilder oder österreichische Flaggen. Die Gastfamilie einer meiner Mitfreiwilligen, bei der ich während des Wochenendes übernachtet habe, ist verwandt mit meiner Gastfamilie in Oxapampa. Beide Familien haben ein Hotel und in beiden wird auch Deutsch (bzw. mit Tiroler Dialekt) gesprochen. Während des Wochenendes waren wir meistens eine Gruppe von 7 Freiwilligen, zwei davon aus Österreich, die anderen (inkl. mir) von Ecoselva und aus Deutschland. Sowohl Samstag als auch Sonntag sind wir zu einem Wasserfall gewandert und ich glaube, beide Tage gehören zu meinen schönsten dieses Jahr.
Samstag:
Um zum Wasserfall zu kommen, mussten wir das Grundstück einer älteren Frau überqueren. Das Interessante hierbei: die Gebühr von 3 Soles pro Person. Wir dachten erst das wäre ein Scherz, aber das ist hier gar nicht so unüblich und für die Peruaner eine Möglichkeit vom Tourismus zu profitieren.
Der "Weg" vom Grundstück der Frau bis zum Wasserfall hat zwar wirklich keine Gebühr gerechtfertigt (einer von uns hat seinen Schuh verloren als er im Matsch stecken geblieben ist), aber es war trotzdem eine schöne Strecke.
Insgesamt sind wir glaube ich fast 12km wandern gewesen, die Hälfte davon mit nassen Klamotten, weil wir natürlich auch Baden waren im Wasserfall, obwohl wir nicht alle Badesachen dabei hatten.
Der letzte Teil des Rückwegs am Samstag war übrigens sehr abenteuerlich - wir wurden auf der Ladefläche eines Autos mitgenommen.
Das ist hier ganz üblich und inzwischen kommt es mir auch gar nicht mehr komisch vor. Sicher ist was anderes, aber das gilt ehrlich gesagt für einige Dinge, die ich in den letzten 3 Wochen hier in Peru gemacht habe.
Sonntag:
Ich weißt nicht, inwiefern das auf den Bildern sichtbar wird, aber der Wasserfall, den wir am Sonntag besucht haben war wirklich WUNDERSCHÖN. Vielleicht der schönste Ort an dem ich jemals war - ich werde auf jeden Fall nochmal hingehen im Laufe dieses Jahres.
Abends waren wir an zwei Tagen essen bzw. haben ein Mal auch selber etwas gekocht.
Außerdem gab es wirklich an jedem Abend irgendwo eine kleine Feier und zwei Mal haben wir auch ein Lagerfeuer gemacht.
(Es gibt leider nur Videos, die will ich aber nicht ohne Einverständnis hier hochladen...)
Ich habe generell den Eindruck, dass in Pozuzo wesentlich mehr los ist als in Oxapampa, aber das könnte auch daran liegen, dass ich in Oxa noch nicht besonders viele Leute in meinem Alter kenne.
Am Montagnachmittag bin ich dann wieder zurück zu meiner Gastfamilie nach Quillazú gefahren.
Wenn alles klappt ziehe ich im Laufe der Woche dann aber nach Oxa in das Hotel meiner Gastfamilie.
Diese Woche kommt wohl ein deutscher Botschafter nach Oxapampa, auch um das Biosphärenreservat zu besuchen und ich soll bei ein paar Terminen dabei sein.
Einer davon ist am Donnerstag um 6 Uhr morgens, was schwierig werden könnte, weil ich auch erst am Donnerstag nach Oxa umziehen kann und mich demnach jemand sehr früh von Quillazú nach Oxapampa bringen muss. Ich hoffe, dass das machbar ist...
Sobald ich im Hotel bin werde ich übrigens auch WLAN haben und es wird einfacher für mich den Blog zu updaten. (Dieser Artikel wird wohl auch wieder verspätet hochgeladen werden.)
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