Hi!
Ursprünglich wollte ich den nächsten Post aus Peru schreiben, aber da ich habe meinen Freiwilligendienst schon ab September mit einem Praktikum im Biosphärenreservat Rhön begonnen habe, gibt es vor dem Flug jetzt doch einiges zu berichten. Hier also ein kleiner Praktikumsbericht! :)
Die Verwaltungsstelle des Reservats liegt in Oberelsbach. (Das sind für mich von Zuhause aus ziemlich genau 20km einfach.)
Die genauen Strukturen sind für mich ehrlich gesagt immer noch nicht ganz nachvollziehbar, aber in der Verwaltung haben ganz verschiedene Menschen ihre Büros. Ein paar sind beim Naturpark Bayrische Rhön angestellt, andere arbeiten im Grunde für die Regierung von Unterfranken.
Ich war total überrascht, als ich mitbekommen habe, was es im Zusammenhang mit Natur- & Umweltschutz so für Jobs gibt. Am präsentesten war für mich immer der Bereich der Umweltbildung und dann gibt es logischerweise auch die tatsächliche Verwaltungs-Arbeit.
Aber, dass es den Beruf "Ranger" gibt, war für mich komplett neu. Um zu erklären, was ein Ranger so macht, zitiere ich einfach mal die Webseite des Biosphärenreservats: "Ranger sorgen weltweit in Schutzgebieten für den Schutz von Pflanzen und Tieren und werben für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur – so auch im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön." (Quelle: hier)
Ich muss sagen, dass es mit am meisten Spaß gemacht hat, während des Praktikums bei den Rangern mitgehen zu dürfen. Die Beschreibung, die ich oben eingefügt habe klingt natürlich erstmal sehr schwammig. In den 6 Wochen, in denen ich mein Praktikum in Oberelsbach gemacht habe, durfte ich aber zum Beispiel mitkommen, als Sumpfspitzmaus-Fallen ausgelegt und wieder eingesammelt wurden. Sumpfspitzmäuse gibt es nur in sehr wenigen Regionen Europas und eine davon ist die Rhön. Das liegt daran, dass die Art es gerne kühler und vor allem feucht hat. Um die Verbreitung der Sumpfspitzmaus zu ermitteln, werden Fallen in Form von kleinen Röhrchen ausgelegt, in denen sich Mehlwürmer befinden. Spitzmäuse haben einen enorm schnellen Stoffwechsel, was bedeutet, dass sie in der kurzen Zeit in der sie sich zum Fressen in der Falle befinden auch Kot dort hinterlassen. Somit muss man sie gar nicht im klassischen Sinne "fangen". Stattdessen werden die Fallen nach 24h wieder eingesammelt und dabei auf Kotproben kontrolliert, die dann ins Labor geschickt werden. Dort kann festgestellt werden, wie viele Sumpfspitzmäuse in der Gegend leben.
Auch beim Einsammeln von Käferfallen war ich zwei Mal dabei. Es gibt da verschiedene Modelle, je nach Käferart. Die Fallen, die ich mit eingesammelt habe waren für Totholzkäfer, wobei man natürlich nicht kontrollieren kann, was sonst noch so für Insekten in der Falle landen. Die Falle besteht aus einer Plexi-Glas-Konstruktion, an deren unteren Ende sich eine Flasche mit einer Flüssigkeit befindet. Der Geruch der Flüssigkeit soll (für den Käfer zumindest) riechen wie Totholz, so dass die Tiere angelockt werden, gegen die Scheibe fliegen und dann in die Flasche fallen. Es muss dann regelmäßig jemand vom Biosphärenreservat kommen und die Flaschen auswechseln. Der Inhalt der vollen Flaschen wir dann ausgewertet, damit man feststellen kann, in welchem Zeitraum welche Arten in welchem Gebiet waren.
Ansonsten habe ich auch ein paar Mal mitgeholfen, als ein paar der Ranger mit Scheren und Sensen unterwegs waren, um Lupinen zu mähen bzw. vorsichtig abzuschneiden. Je nach dem, ob schon Samen an den Pflanzen waren.
An den Tagen, an denen ich nicht mit den Rangern draußen unterwegs war, habe ich mich mit ein paar anderen kleineren (und größeren) Aufgaben und Projekten beschäftigt.
Zum Beispiel habe ich zusammen mit anderen Praktikantinnen ein Erklärvideo zu einem Citizen Science Projekt erstellt. Dabei sollen Menschen aus der Region mithelfen Daten zum Vorkommen der Silber- & Golddistel zu erheben. Dafür musste ein Skript erstellt und Fotos gemacht werden. Dann ging es ans Zeichnen, da wir uns für ein Video im Stil der Explainity Videos, die man auch auf YouTube findet entschieden haben. Die Aufnahme der Audiospur war wirklich lustig, weil es gar nicht so einfach ist Worte wie "Distelrüsselkäfer" zu sagen, ohne zu lachen, vor allem wenn man dabei Zuhörer hat, die auch versuchen müssen nicht zu lachen. Das Filmen selber ging dann tatsächlich schneller als gedacht und war innerhalb von 2 Stunden erledigt. Am zeitaufwändigsten war auf jeden Fall der Schnitt und ich muss sagen, ich bin tatsächlich ein bisschen stolz auf das Ergebnis, auch wenn man natürlich merkt, dass wir das Ganze ohne Budget "produziert" haben.
Man findet das Video einerseits hier (auf der Webseite des Biosphärenreservats), aber auch hier (auf dem YouTube Kanal des Reservats).
Vielleicht habt ihr ja sogar Lust mitzumachen?
Die letzten Tage meines Praktikums habe ich auch zu einem großen Teil damit verbracht, zu helfen E-Mails mit Distel-Fundmeldungen auszuwerten. Also die Fundorte etc. in eine Tabelle einzutragen, den Standort zu markieren und so weiter.
Wirklich interessant war es aber auch, bei verschiedenen Meetings und Tagungen zuhören zu dürfen. Unter anderem bin ich mit zur länderübergreifenden Biosphärentagung nach Dermbach gefahren. Das Thema war nachhaltige (Regional-)Entwicklung. Außerdem ist das Biosphärenreservat 30 Jahre alt geworden, was auch Thema war.
Generell konnte ich in den letzten Wochen glaube ich einen ganz guten Eindruck davon gewinnen, was ein UNESCO Biosphärenreservat überhaupt ist, von den Strukturen und Abläufen. Und das war im Grunde genommen ja auch der Sinn der Sache.
Außerdem habe ich durch mein Praktikum einige Ecken in der Rhön gesehen, die ich vorher noch gar nicht kannte!
An einem meiner letzten Praktikumstage habe ich aus meiner Sicht eine der schönsten Ecken in der Rhön gesehen. Unter normalen Umständen kommt man dort auch überhaupt nicht hin: wir waren im Schwarzen Moor.
In der Kernzone mussten Wildkameras ausgelesen und Batterien gewechselt werden.
Nur wenn es einen guten Grund dafür gibt, dürfen Menschen überhaupt an solche besonders geschützten Orte gehen.
Dort wo wir waren gibt es zum Beispiel auch Birkhühner. Wenn diese durch Menschen gestört werden besteht die Gefahr, dass sich die ohnehin schon extrem geringe Anzahl noch weiter verkleinert. Dieses Jahr wurden bei der Birkhuhn-Zählung soweit ich weiß nur um die 15 Tiere gezählt!
Deswegen war es auch etwas ganz Besonderes, dass ich durch mein Praktikum die Kernzone im Schwarzen Moor sehen durfte. Auch wenn die Natur dort wunderschön ist - in meiner Freizeit werde ich natürlich auf den Wanderwegen bleiben und das sollte auch sonst jeder unbedingt tun!
Zurück zu den Wildkameras: Das Finden der Kameras war tatsächlich leichter als (von mir) erwartet. Die Standorte werden mit einem GPS-Gerät gespeichert und lassen sich damit dann auch wieder finden - wie bei einem Geocache. Beim Auslesen der SD-Karten haben wir uns ein paar der Bilder gleich angeschaut: Rotwild, Wildschwein, Fuchs, Marder und eine Eule.
Unterwegs haben wir auch einen (sehr fotogenen) Frosch getroffen!
Bilder und weitere Infos zum Schwarzen Moor findet man auch auf der Webseite des BR Rhön!
Ursprünglich wurde für meinen Projektplatz in Peru jemand gesucht, der schon ein abgeschlossenes Studium hat - am besten im Bereich des Umweltschutzes. Das trifft auf mich ja absolut nicht zu. So habe ich immerhin ein bisschen Vorwissen und kann dadurch, dass ich die Menschen, die hier in Deutschland im Biosphärenreservat kennenlernen konnte, die Rhön wesentlich besser repräsentieren, sobald ich in Oxapampa bin, als ich es gekonnt hätte, wenn ich das Praktikum nicht gemacht hätte.
Ich habe diese Woche dann die 3 Urlaubstage genommen, die mir bei 6 Wochen Praktikum wohl zustehen, was ich sehr überraschend fand. Dann habe ich Zeit in Ruhe zu packen und noch ein paar letzte Sachen einzukaufen, bevor es am 17.10. losgeht.
Ich bin auf jeden Fall gespannt, ob und wie ich all meine Sachen in Koffer und Rucksack bekomme... Das Problem wird am Ende wahrscheinlich das Gewicht sein - 23kg und dann nochmal 10kg Handgepäck. Außerdem muss ich es noch selber heben können. Ich bin froh, wenn das geschafft ist und ich in Oxapampa angekommen bin.
Von dort gibt es dann wahrscheinlich auch das nächste Update!
Liebe Maja,
finde es großartig, dass du die Rhön hinter dir lässt - nicht nur um die Welt kennenzulernen, sondern auch um sie mitzugestalten. Wünsche dir und Lena viele bereichernde Begegnungen mit den Leuten vor Ort.
Du und Lena, bleibt gesund und bringt viele Ideen mit zurück.
Euer
Matthias Poppe
PS:
Als Student habe ich zwei Monate in Peru verbracht. Es war eine wunderbare Zeit in diesem faszinierenden Land.
Von Oxapampa ist es nicht weit nach Pozuzo - musst du besuchen!