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  • Writer's pictureMaja Büttner

Meine Einsatzstelle // #17

Hi!


Ein bisschen später als geplant, melde ich mich wieder mit dem versprochenen Blogartikel über meine Einsatzstelle.


In den vergangenen Monaten hatte ich nicht das Gefühl, dass es genug zu berichten gibt, um einen ganzen Beitrag zu füllen bzw. dass ich einfach selber noch nicht genug wusste. Hauptsächlich liegt/lag das daran, dass ich im November kaum etwas zu tun hatte und im Dezember größtenteils dabei geholfen habe, Dokumente in Ordner zu sortieren. Das hatte ich glaube ich auch hin und wieder erwähnt.

Ein bisschen was darüber, wie das BIOAY aufgebaut ist, habe ich aber natürlich auch während dieser Zeit aufgeschnappt. In den letzten Wochen dann noch ein bisschen mehr.


Es ist wichtig zu verstehen, dass ich keine 100%-ige Garantie dafür geben kann, dass Alles was ich hier zu dem Thema schreibe auch genauso stimmt, weil die meisten Konversationen auf Spanisch stattfinden und ich inzwischen zwar das meiste verstehe, es aber natürlich öfter zu Missverständnissen kommt. Das nur vorweg.


Ein paar der Unterschiede im Vergleich zum Biosphärenreservat Rhön sind relativ offensichtlich. Das betrifft vor allem die Struktur:

In Deutschland gibt es eigene Verwaltungsstellen mit Mitarbeitern und Leitung, die (also die Verwaltungsstellen, es sind glaube ich nicht alle Mitarbeiter wirklich von der Regierung angestellt) wiederum für die Regierung von Unterfranken (im Fall des BR Rhön) arbeiten. [Korrekturen und Anmerkungen gerne in die Kommentare - das Internet wollte mir nicht weiterhelfen und mein Praktikum ist schon eine Weile her. ;-)]


Das Büro des BIOAY hingegen, ist in die Stadtverwaltung/das Landratsamt von Oxapampa integriert. Auch hier gibt es eine Chefin für die "Abteilung" (Gerencia) BIOAY und die ist wiederum, wie alle Gerencias dem Bürgermeister untergeordnet, auch wenn ich nicht sagen kann in welchem Umfang, d.h. wie viel Einfluss er wirklich auf die Arbeit des BIOAY nimmt.

Ich habe den Eindruck, dass es hier vermehrt Überschneidungen der Arbeitsbereiche gibt. Damit meine ich, dass die Gerencias öfter zusammenarbeiten, wenn es thematisch passt. Man kennt sich untereinander persönlich, was dadurch begünstigt wird, dass Weihnachtsfeiern oder Firmenfeste für alle Abteilungen zusammen ausgerichtet werden.

Man sagt übrigens auch eher: "Ich arbeite in der Municipalidad." als "Ich arbeite für das Biosphärenreservat." Das könnte aber auch damit zusammenhängen, dass ersteres den Leuten wesentlich mehr sagt.


Für die Gerencia de Reserva de Biosfera arbeiten, soweit ich das bisher mitbekommen habe, zwei Untergruppen. Bei der Abteilungs-Weihnachtsfeier wurde das nochmal deutlich. Scheinbar gehört eine Gruppe von Mitarbeitenden zur Gerencia de Reserva de Biosfera, die das macht, was bei uns in Deutschland in den Aufgabenbereich der Stadtwerke fällt. Ich würde das mal als Garten- und Landschaftspflege bezeichnen. Grünstreifen und Parks fallen in den Verantwortungsbereich dieser Gruppe. Die zweite Untergruppe hat Schreibtische im Büro. Das müssten gut 10 Leute sein. Jede/r hat einen eigenen Aufgabenbereich/ein eigenes Spezialgebiet. Es scheint, als wären darunter nur zwei Personen wirklich für Schutzgebiete etc. im Biosphärenreservat verantwortlich. Bei "Außeneinsätzen" kommen aber manchmal noch mehr Menschen mit, aber ich bin mir nicht ganz sicher was die Beweggründe dahinter sind. Manchmal braucht man wohl auch einfach mehr Hände, die anpacken, insbesondere, wenn noch mit der Drohne gefilmt werden soll o.ä..


Neben diesen Beiden, gibt es einen Mitarbeiter, der für den Social Media Auftritt des BIOAY bzw. das Designen von Grafiken und Videoschnitt verantwortlich zu sein scheint.

Eine meiner Aufgaben im Februar war es, da ein bisschen mitzumachen. Ich habe für vier Grafiken Entwürfe designed: "Was ist ein Biosphärenreservat?", "Welche Funktionen hat ein Biosphärenreservat?", "Biosphärenreservate in Peru" und "Warum Fahrradfahren?". Die wurden dann nochmal überarbeitet (auch, weil das sehr langsame Internet dafür gesorgt hat, dass ich mir kein ordentliches Grafikprogramm herunterladen konnte und mit PowerPoint arbeiten musste) und werden jetzt nach und nach auf Facebook und Co. geteilt. Die erste Grafik ist schon auf der Facebook-Seite des BIOAY online.


Außerdem gibt es einen Mitarbeiter, in dessen Aufgabenbereich es fällt, sich mit der Problematik der Hundepopulation (viele Straßenhunde, größtenteils nicht kastriert, dadurch vermehrt Autounfälle und Gefährdung der Bevölkerung...) in Oxapampa zu befassen. Konkret Vorstellen kann man sich darunter zum Beispiel die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Thematik (darunter fällt auch, dass man versucht, die Leute dazu anzuregen, ihre Hunde nicht ohne Leine draußen herumlaufen zu lassen) und das Organisieren von Kastrations-Kampagnen. Da war ich diese Woche zwei Mal dabei und habe Fotos gemacht und zugehört. Wir sind da wirklich von Haus zu Haus gegangen und die Leute wurden sozusagen belehrt. Es gibt wohl ein neue Regelungen für Hundehalter, deren Verstoß gegebenenfalls auch sanktioniert wird. Deswegen werden auch die Daten inklusive Unterschrift der Personen notiert, mit denen gesprochen wurde. Ich denke mal, um zu verhindern, dass man sich hinterher damit rausreden kann, dass man nicht von den neuen Regelungen gewusst zu haben.



Als wir da so von Haus zu Haus gelaufen sind, ist mir zum ersten Mal richtig aufgefallen, wie groß die Unterschiede zwischen Arm und Reich auch hier in Oxapampa sind. Teilweise haben wir an wirklich schönen Häusern geklopft, teilweise waren die Unterkünfte doch eher ärmlich. Dazu schreibe ich ein anderes Mal nochmal mehr denke ich.

Neben diesen "Hausbesuchen" gibt es auch Informationskampagnen über Social Media. Da habe ich ein Mal Model gespielt:


Hier sieht man nochmal ganz gut, dass sich das BIOAY oft eher als Teil der Municipalidad sieht - siehe grüner Streifen unten.


Vor zwei Wochen war ich schonmal mit Kolleginnen unterwegs, die Belehrungen vorgenommen haben. Das Thema war aber ein anderes und wir waren nicht bei Privatpersonen, sondern in Läden. Es ging darum, dass es neue Regelungen bezüglich der Verwendung und des Verkaufs von Styropor- und Plastikverpackungen (single use) sowie Plastiktüten gibt. Seit Anfang des Jahres ist das nämlich nicht mehr erlaubt. Das klingt erstmal ziemlich toll, finde ich, man muss sich aber bewusst sein, dass viele Gesetze in Peru eigentlich "ziemlich toll" sind, dann aber nicht so umgesetzt werden, wie sie gedacht sind. Zugegeben - es wäre auch einfach völlig realitätsfern, zu versuchen, den Leuten an den Marktständen zu verbieten, ihren Kunden Plastiktüten für das Gemüse zu geben und Restaurantbesitzer dazu zu bekommen, Take-Away-Essen in wiederverwendbaren Behältern zu verkaufen.

Stattdessen wird sich erstmal darauf beschränkt, den Leuten zu erklären, dass sie was Styropor angeht keine neuen Behälter (Dosen, Becher, Teller...) mehr kaufen dürfen. Das gilt für Läden, die diese verkaufen und Restaurants, die diese verwenden. Weiterhin erlaubt sind aber Plastikbehälter, besonders gelobt werden diejenigen, die jetzt schon auch Pappbecher und -teller (bzw. eben kompostierbare Behältnisse) im Angebot haben.

Ich war wirklich begeistert, als ich gemerkt habe, dass es durchaus Oxapampiner gibt, die sich schon mit dem Thema beschäftigt haben und zum Beispiel für eine Plastiktüte für den Einkauf, wie in Deutschland, ein paar Cent extra verlangen oder sie gar nicht erst anbieten. Das fand ich nicht selbstverständlich und in Anbetracht der Tatsache, dass das Thema Umweltschutz hier lange nicht so präsent ist wie in Deutschland, sogar sehr beeindruckend.






Die Erklärung für das Styropor-Verbot war neben der Tatsache, dass es unfassbar lange dauert, bis Styropor verrottet ("Länger, als es Oxapampa schon gibt.") auch der Gesundheitsaspekt. Scheinbar werden schädliche Stoffe frei, wenn man warmes Essen oder Heißgetränke in Styroporbehälter füllt.

Wie genau der Arbeitsbereich der beiden Mitarbeiterinnen lautet, die für die Styropor-Verbots-Belehrungsaktion verantwortlich sind, weiß ich leider nicht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass sie sich im weiteren Sinnen um Dinge kümmern die damit zu tun haben, die Stadt zu einer nachhaltigeren zu machen.


In diesem Zusammenhang gibt es noch die Idee, sich zu bemühen, mehr Oxapampiner dazu zu motivieren, Fahrrad statt Auto oder Moto zu fahren. Teilweise gibt es hier tatsächlich Fahrradwege, die auch von ein paar Leuten genutzt werden. Aber wie einer meiner Kollegen selber gemeint hat - die kann man an zwei Händen abzählen und fängt mit der Zeit an sie wiederzuerkennen. Es gab wohl auch ziemlichen Protest, als die Fahrradwege "gebaut" wurden. Es sind keine richtigen Wege, sondern eher Streifen, die Teil der Straße sind, so wie in manchen deutschen Städten auch. Das heißt sie sorgen dafür, dass die Straßen schmaler werden, was viele Menschen überhaupt nicht begeistert hat. Jetzt sind sie aber trotzdem da und werden immerhin von ein paar Oxapampinern genutzt. Es könnten aber definitv mehr sein - zum Beispiel wenn mehr Leute auf die Idee kämen, mit dem Rad statt mit dem Moto zur Arbeit zu kommen. Oxa ist ziemlich ebenerdig und man wäre wahrscheinlich nichtmal wirklich länger unterwegs. Außerhalb der Regenzeit ist auch schlechtes Wetter keine Ausrede, aber ich habe den Eindruck, dass die Peruaner hier das Fahrrad als Fortbewegungsmittel gar nicht wirklich auf dem Schirm haben. Ich hatte den Gedanken, dass man eigentlich bei den Kindern und Jugendlichen ansetzen müsste, aber dann dachte ich, dass ich mein Grundschulkind bei der Fahrweise des durchschnittlichen Peruaners (Rechts vor Links? Was ist das? Rot? Nee, das war noch dunkel-orange...) auch nicht alleine mit dem Fahrrad in die Schule fahren lassen würde. Aber trotzdem - ich denke da ließe sich mit den richtigen Ansätzen durchaus was machen. Mal sehen, ob es noch dazu kommt, während ich hier bin.


Ich habe im Februar insgesamt auf jeden Fall schon einen wesentlich besseren Eindruck vom BIOAY bekommen, als im Oktober, November und Dezember zusammen. Ich habe inzwischen auch durchaus die Hoffnung, dass meine Arbeit hier doch noch ganz spannend werden könnte, auch wenn es von Tag zu Tag ein auf und ab ist und ich nach wie vor zeitweise auch mal gar nichts zu tun habe. Das ist denke ich auch der Tatsache geschuldet, dass meine Einsatzstelle eine neue ist und man hier noch keine Erfahrung mit dem Beschäftigthalten einer Freiwilligen hat. Ich will auf keinen Fall, dass der Eindruck entsteht, dass ich irgendjemandem einen Vorwurf machen will - hier sind alle sehr bemüht mich zu integrieren - aber es ist nicht immer einfach, sich nicht völlig fehl am Platz zu fühlen, wenn man keine sinnvolle Beschäftigung hat, auch wenn die Situation im Vergleich zum November wirklich um Welten besser geworden ist.


Ich hoffe, durch diesen Blogeintrag konnte man einen besseren Eindruck von meiner Einsatzstelle, dem BIOAY und meiner Arbeit hier gewinnen. Falls es noch Fragen gibt oder ich irgendwelche Aspekte völlig außer Acht gelassen haben sollte --> Kommentarfunktion.

Manchmal ist es gar nicht so einfach, sich zu überlegen, was für Andere interessant zu lesen ist und was eher nicht.

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