Hi! Da der letzte Blogeintrag nicht ganz aktuell war, gibt es noch einiges zu erzählen, damit die Posts wieder auf dem neuesten Stand sind.
(Ich hatte übrigens ursprünglich gar nicht vor, einen so detaillierten Blog zu schreiben, aber ich denke, sobald sich (hoffentlich bald) irgendeine Form der Routine und des Alltags bei mir einstellt, werde ich seltener etwas posten.) Stehengeblieben war ich am Montagabend, als ich aus Pozuzo zurück nach Quillazú gekommen bin. Um ganz ehrlich zu sein und vor allem auch, um zu dem zu stehen, was ich in den letzten Wochen bezüglich der Unehrlichkeit/fehlenden Realität auf Social Media und Co. öfter zu meinen Freunden gesagt habe, muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass der Dienstag danach mein bis dahin schlechtester Tag hier in Peru war.
Es ist super einfach, immer nur von den schönen Sachen und Erlebnissen zu berichten, aber ich weiß, dass auch einige meiner Mitfreiwilligen in den letzten drei Wochen schon so ihre Probleme mit Heimweh etc. hatten. In meinem Fall war es am Dienstagmorgen glaube ich allgemeine Überforderung, die dazu geführt hat, dass es mir wirklich schlecht ging. Ich war den ganzen Vormittag über überhaupt nicht gut drauf.
Auch der Spaziergang, den ich dann gemacht habe hat nicht direkt geholfen.
Was alles allerdings wesentlich besser gemacht hat, war die Tatsache, dass der eine Sohn meiner Gastmutter und dessen Freundin mich gesehen haben, als ich auf dem Rückweg an deren Haus vorbeigekommen bin. Sie haben mich eingeladen reinzukommen und mir etwas zu essen angeboten.
Die Freundin des einen anderen Sohns meiner Gastmutter war auch da und wir haben uns fast 2 Stunden lang auf Englisch unterhalten. Zum Schluss wurde ich eingeladen, demnächst mal Siedler von Catan mit ihnen zu spielen.
Die Freundin des einen Sohns musste dann zu einem Zahnarzttermin nach Oxapampa, hat mich aber gefragt, ob ich nicht mitkommen möchte, so dass wir vorher noch einen Kaffee oder Tee trinken können. Das alleine hätte eigentlich schon gereicht, um meine Stimmung an dem Tag zu verbessern, aber als ich dann nach einigen Stunden das erste Mal wieder auf mein Handy geschaut habe, habe ich gesehen, dass einer der Koordinatoren von Ecoselva in einer WhatsApp-Gruppe angeregt hat, dass doch nicht nur ich, sondern auch die anderen vier Freiwilligen aus der Umgebung an der Begrüßungsveranstaltung für den deutschen Botschafter am Mittwochabend teilnehmen könnten. Das hat mich im ersten Moment zugegebenermaßen etwas gestresst, weil mir die Aufgabe zugeteilt wurde, eine Übernachtungsmöglichkeit für die anderen zu organisieren. Ich wusste, dass es wahrscheinlich darauf hinauslaufen würde, dass wir alle bei meiner Gastfamilie übernachten, hatte aber ein schlechtes Gewissen, insbesondere meiner Gastmutter so viel zusätzlichen Stress zuzumuten...
Ich habe sie dann trotzdem gefragt und sie hat mir versichert, dass es kein Problem wäre, die Anderen für eine Nacht mit bei ihr im Haus bzw. in dem eines ihrer Kinder unterzubringen. Auch der restliche Dienstagnachmittag in Oxa war sehr schön. Der eine Sohn meiner Gastmutter hat uns und seine Mutter hingefahren und später sind wir dann mit einem Taxi-Bus-ÖPNV-ähnlichem-Auto wieder zurück nach Quillazú gefahren - nur um eine halbe Stunde später wieder nach Oxa zu fahren, denn die Söhne von meiner Gastmutter und deren Freundinnen haben mich zum Essen eingeladen.
Für mich gab es Pommes und Salat, für die anderen auch Huhn. Der Laden war ein bisschen wie ein Fast Food Restaurant, nur dass es dafür zu "slow" war.
Beim Essen hatte ich das erste Mal die wundervolle (nicht) Gelegenheit Peruanern zu erklären, warum ich Veganerin bin, da fast alle Anwesenden Englisch konnten. Bisher musste eine sehr stark vereinfachte Antwort auf Spanisch (im Sinne von: Ich bin traurig, wenn Tiere sterben.) immer ausreichen, was eher weniger zufriedenstellend ist. Am nächsten Tag habe ich den Vormittag drinnen verbracht, weil es von Dienstagabend bis Mittwochmittag durchgehend geregnet hat. Dafür hatte ich die Gelegenheit mit meiner Gastmutter ein Brot zu backen. Genau genommen waren es zwei Brote, weil Brot hier in der Regel nicht vegan ist und es meiner Gastmutter komisch vorkam eins ohne Milch zu machen. Deshalb hat sie ihr übliches Rezept gemacht und ich habe eins aus normalem Hefeteig gemacht. Das Mehl ist hier übrigens irgendwie ganz anders als Zuhause. Bisher habe ich nur Weizenmehl gesehen, das aber etwas grober gemahlen ist, als das was ich von Zuhause kenne. Leider war der Ofen kaputt und das Brot war erst eine ganze Weile bei sehr geringer bis mittlerer Temperatur im Ofen, bevor wir den Ofen reparieren konnten, was dazu geführt hat, dass es ingesamt viel länger backen musste und dementsprechend trocken wurde. Am frühen Nachmittag kamen dann die anderen Freiwilligen in Quillazú an. Wir sind ziemlich direkt mit einem "Taxi" (Bus, ÖPNV ihr wisst schon) nach Oxa weitergefahren, haben dort mit mäßigem Erfolg etwas schnelles zu essen gesucht und sind dann zu dem Ort gelaufen, an dem der Botschafter empfangen werden sollte. Es waren schätzungsweise 50 Leute da. Ein paar von ihnen kannte ich schon vom Biosphärenreservat, aber die meisten Gesichter waren neu für mich.
Das Programm bestand aus diversen Grußworten, einigen Präsentationen über das Biosphärenreservat und zwei Tanzaufführungen: eine von einer Gruppe indigener Peruaner und eine von der Tanzgruppe "Edelweiß". Letztere sah genauso aus wie es klingt - "Leder"hosen und Dirndl.
Danach gab es etwas zu essen und wir haben quasi ein bisschen Networking betrieben. Unter anderem hat das dazu geführt, dass nicht nur ich am Programm für den Botschafter am nächsten Tag teilnehmen durfte, sondern auch die Anderen. Nach der ganzen Veranstaltung sind wir in Oxa noch in einer Pizzeria gegangen, bevor meine Gastfamilie uns abgeholt hat. Abends fahren nämlich keine "Taxis" mehr... Am nächsten Morgen sind wir dann auf der Ladefläche eines kleinen Transporters wieder nach Oxa gekommen, was abenteuerlich war und außerdem mit dazu geführt hat, dass wir ein bisschen zu spät kamen. Mit einigen Jeeps sind dann alle Teilnehmer des Ausflugs losgefahren. (Der Botschafter mit 3 Begleitern, wir 5 und nochmal ungefähr 5 Menschen vom Biosphärenreservat.) Auf dem Programm stand die Besichtigung einer Kernzone des BIOAY - dem Nationalpark.
Der Tag war wirklich spannend und obwohl ich kaum Spanisch kann, habe ich einiges gelernt.
Im Anschluss waren wir bei einer Forschungsstation in der Nähe und haben eine Führung und etwas zu essen bekommen. Scheinbar hat die Station oft Gäste, viele davon international. Ich wünschte ich hätte mehr verstanden, aber auch hier was selbst das wenige, das ich mitbekommen habe sehr interessant!
Ganz zum Abschluss hat unser Guide uns noch gezeigt, wie man mithilfe von Spannungsunterschieden die Vorgänge in einem Baum hörbar machen kann. Das Thema muss ich unbedingt noch weiter recherchieren, weil es mir zugegebenermaßen erstmal wirklich unglaubwürdig vorkam...
Nach dem Ausflug sind die anderen Freiwilligen und ich wieder nach Quillazú gefahren. Drei der vier anderen sind auch ziemlich zeitnah zurück nach Pozuzo gefahren, aber eine meiner Freundinnen hat mir noch geholfen nach Oxa ins Hotel meiner Gastfamilie umzuziehen und hat die erste Nacht mit mir dort übernachtet. Fotos von meiner neuen Unterkunft folgen, sobald ich dazu komme welche zu machen.
Leider bin ich aktuell relativ stark erkältet und habe die letzten Tage zu einem großen Teil im Bett verbracht. Im Sinne der Authentizität soll auch hier nochmal erwähnt sein, dass das nicht unbedingt einen positiven Einfluss auf meine Stimmung hat. Der ganze Umzug hat ingesamt auch dazu geführt, dass ich mich ziemlich überfordert fühle.
Auch, weil ich mich noch ein bisschen fehl am Platz fühle. Ich bin nicht wirklich ein Hotelgast und würde mir auch blöd vorkommen, wenn ich so behandelt werden würde, obwohl ich faktisch nur einen Bruchteil von dem zahle, was die anderen Gäste pro Nacht zahlen müssen. Anderseits ist es gar nicht so einfach, den Leuten hier auf Spanisch zu versichern, dass es kein Problem für mich ist, mein Zimmer selber zu putzen und mich um mein Frühstück selber zu kümmern. Am liebsten würde ich früh aufstehen, um in der Küche ein bisschen beim Vorbereiten des Frühstücks für die Gäste zu helfen. Das habe ich auch schon angedeutet, aber im Moment bin ich wie gesagt krank und da ist das wohl doch eher eine schlechte Idee. Generell kommt mir diese Erkältung sehr ungelegen, weil ich möglichst bald auch anfangen möchte, zusätzlich zu meinem eigentlichen Projekt zwei Mal in der Woche Deutschunterricht zu geben. Meine eigentliche Arbeit nimmt im Moment nicht viel Zeit ein und ich möchte vermeiden, dass ich mich ständig langweile. Ich hoffe, dass sich diese ganzen kleineren Probleme in den nächsten Wochen noch geben. Für heute ist meine Mission, herauszufinden, ob ich die Küche neben meinem Zimmer mitbenutzen darf, um mir Abendessen zu machen. Wünscht mir Glück! :)
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