Hi!
Nach gefühlt sehr lange Zeit melde ich mich auch mal wieder mit einem Update.
Es ist tatsächlich sehr viel passiert und das ist mit der Grund, warum ich nicht zum Blogschreiben gekommen bin. Ich werde versuchen, einigermaßen chronologisch vorzugehen.
Das letzte Mal hatte ich ja von meiner Woche in Pozuzo nach dem Zwischenseminar berichtet. Vom Projekt gab es im letzten Eintrag quasi nichts Spannendes zu berichten.
Der vergangene Monat war dann aber in vielerlei Hinsicht sehr interessant. In erster Linie vor allem, weil ich 6 Wochen am Stück durchgehend in Oxapampa war, ohne dass mal andere Freiwillige zu Besuch gekommen wären. Ich war also sozusagen alleine und hatte einen ganz gewöhnlichen Arbeitsalltag. Davor hatte ich ganz schön Respekt, aber ich hatte mich auch bewusst dafür entschieden, mal mindestens einen Monat lang nicht übers Wochenende nach Pozuzo zu fahren und zu gucken, wie ich klarkomme, wenn ich auf mich allein gestellt bin. Eine Herausforderung war es definitiv, aber ich habe auch sehr viel dazugelernt. In erster Linie über mich selber.
Aber auch auf der Arbeit hat sich viel verändert.
Eine Zeit lang habe ich mehr oder weniger weitergemacht wie vorher und regelmäßig bei meinen Kollegen nachgefragt, ob es etwas für mich zu tun gibt, habe hin und wieder eine Infografik für Facebook erstellt oder war mit einem Kollegen draußen unterwegs, wenn es – grob gesagt – um verantwortungsvolle Hundehaltung ging.
An zwei Tagen war auch die ganze Abteilung erst bei einer Aufräumaktion und dann einer Veranstaltung im Zusammenhang mit einer der Comunidades Nativas (Yanesha) dabei. Das war einerseits sehr anstrengend, weil der Veranstaltungsort ein Haus auf einem Berg war, zu dem man nur über gefühlte mehrere Tausend Treppenstufen zu Fuß kommt und wir unfassbar viele Dinge hoch und später wieder runtertragen mussten, aber auch sehr schön, weil ich die Gelegenheit hatte, mich mit einigen meiner Kolleginnen und Kollegen zu unterhalten.
Dass die Projektarbeit für mich inzwischen aber ganz anders aussieht als noch vor ein paar Wochen, liegt hauptsächlich daran, dass auf dem Zwischenseminar die Idee entstanden ist, dass ich im Mai für zwei Wochen ein Praktikum machen könnte, und zwar bei meiner Mitfreiwilligen Lena, die in Tingo Mal Paso (bei Pozuzo) an einer Sekundärschule arbeitet.
Die Idee bei solchen Praktika ist aber grundsätzlich, dass möglichst beide Seiten davon profitieren und dass ein Zusammenhang zwischen den Projekten besteht.
Ich hatte ja im Grunde genommen schon seit Oktober großes Interesse daran, mich im Rahmen meines Freiwilligendienstes mit Umweltbildung zu beschäftigen. Es braucht aber natürlich eine Weile, bis man einen Eindruck davon gewonnen hat, was es in der Region diesbezüglich vielleicht schon gibt, wo man überhaupt ansetzen kann etc… Vor allem erfordert so ein Umweltbildungsprojekt ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein auf meiner Seite, was meine Spanischkenntnisse angeht. Dadurch, dass ich mich aber gewissermaßen unterfordert gefühlt habe und ein bisschen frustriert war, dass ich wegen der Sprachbarriere nicht so viel machen konnte an meiner Einsatzstelle, habe ich für mich beschlossen, dass meine Spanischkenntnisse kein Hindernis sein müssen, wenn ich nur ausreichend motiviert bin.
Dieser Gedankengang hat dann dazu geführt, dass ich eine Art Arbeitsplan für die kommenden Wochen erstellt habe, in den ein zweiwöchiges Praktikum in Tingo Mal Paso integriert war. Mein Plan war erst zwei Wochen für Recherche zu nutzen (inhaltlich, aber auch bezüglich des Unterrichtens selber), dann eine Auswahl an Unterrichtseinheiten vorzubereiten (mit Unterrichtsplan, PowerPoint, Arbeitsblättern, Karteikarten) und mich mit den in Frage kommenden Schulen in der Umgebung in Verbindung zu setzen, um herauszufinden, wie viel Interesse besteht.
Ursprünglich hatte ich daran gedacht, die Unterrichtsstunden innerhalb von zwei Wochen durchzuführen. Der Plan war, dass die Schulen mir Rückmeldung geben sollten, welche der Themen für sie interessant sind. Dann hätte ich jeweils die ausgewählten Einheiten an den Schulen unterrichtet. Immer vor maximal 30 Schülerinnen und Schülern, aber gegebenenfalls mehrere Gruppen pro Schule. Das Praktikum war als eine Art Generalprobe gedacht, während der ich Teile oder auch ganze Unterrichtseinheiten mit den Schülerinnen und Schülern machen kann, um zu sehen, wie gut sie klappen und was ich eventuell noch anpassen muss.
Ich habe mir dann erst mal das generelle Okay meiner Chefin geholt, auch damit ich den Zeitraum für das Praktikum mit der Schule in Mal Paso abklären konnte.
Die erste Unterrichtseinheit war schon fast fertig vorbereitet, als einer meiner Kollegen aus dem Urlaub wiederkam und sich das Projekt ein bisschen verselbstständigt hat. Mit ihm und noch einer weiteren Kollegin habe ich ausführlich über meine Idee gesprochen und in Kombination mit bereits vorhandenen Ideen zum Thema Umweltbildung und allem was die beiden darüber wussten, wie die Schulen hier organisiert sind etc., hat es sich ergeben, dass das Projekt jetzt doch ganz anders laufen wird als gedacht.
Es wird vor allem größer sein. Anstatt, dass ich nur in zwei Wochen unterrichte, soll der Durchführungszeitraum 10 Wochen lang sein (bzw. 8 Wochen, weil ich in zwei dieser Wochen voraussichtlich Urlaub haben werde). Es wird 8 Unterrichtseinheiten geben und jeder Einheit ist eine Woche gewidmet. Innerhalb der jeweiligen Woche gehe ich an verschiedene Sekundärschulen in der Umgebung und unterrichte die entsprechende Einheit. Eine der Stunde soll eine Exkursion in ein Schutzgebiet sein, während der die Schülerinnen und Schüler das bis dahin Gelernte anwenden können.
Das Praktikum in Tingo Mal Paso ist nach wie vor Teil des Plans. In den ersten beiden Maiwochen werde ich ein bisschen in Lenas Projekt „reinschnuppern“ und zumindest Teile der Stunden mit den Schülern ausprobieren, um zu sehen, ob sie vielleicht zu anspruchsvoll sind und ob meine Zeitplanung einigermaßen realistisch ist.
In der Woche darauf geht es dann direkt mit der ersten Unterrichtseinheit an den Schulen bei Oxapampa los: „Was ist ein Biosphärenreservat? Was ist das BIOAY?“.
Bis zu meinem Praktikum sollen alle Stunden mehr oder weniger fertig vorbereitet sein. Ein bisschen Zeit für Finetuning bleibt mir natürlich auch danach noch. Nur die erste Einheit sollte wirklich möglichst perfekt sein, denn für die habe ich höchstens noch den Montag nach meinem Praktikum.
Ich muss zugeben, dass ich durchaus ein bisschen nervös bin. Auch, weil mit den Schulen noch nicht alle Details geklärt sind. Letzte Woche hatten wir ein Meeting mit einer Art „Schulrat“, der die Schulen in der Region vertritt. Aber die Daten sind noch nicht genau abgesprochen, ich weiß nicht, wie viele Schulen genau mitmachen und wie viele Gruppen ich letztlich unterrichten soll.
ABER an der Stelle muss ich kurz damit angeben, dass ich während des Meetings kurz meine Idee für das Umweltbildungsprojekt vorstellen sollte. Ich musste erklären, wie ich die Stunden ungefähr aufziehen möchte. Auf Spanisch. Ich bin fast gestorben vor Nervosität und habe sicherlich auch viel zu schnell geredet, aber es lief ganz gut und ich konnte sogar eine Rückfrage beantworten! Ich hoffe nur, dass das mit den Daten bis zu Beginn meines Praktikums alles steht, dass wir bis dahin also einen genauen Zeitplan haben.
Sechs der acht Einheiten stehen schon mehr oder weniger, wenn man davon absieht, dass ich mir noch Karteikarten schreiben will. Wenn ich die Themen auf Deutsch an (deutschen) Schulen behandeln würde, bräuchte ich das nicht, aber ich will nicht allzu sehr in Verlegenheit geraten, wenn ich Vokabeln vergesse. Vermeiden lassen wird sich das wohl kaum, aber man muss es ja nicht darauf anlegen.
Außerdem lerne ich hin und wieder Vokabeln, die ich vermutlich brauchen werde.
Netterweise sind Fachbegriffe sich auf den meisten Sprachen oft recht ähnlich. Wobei – das Wort Treibhauseffekt hätte ich zum Beispiel nicht erraten können, glaube ich: El Efecto Invernadero.
Falls jemanden interessiert, was die 8 Themen sind, hier eine Auflistung:
1. Biosphärenreservate & das BIOAY
2. Schutzgebiete im BIOAY
3. Ökosysteme – der Regenwald
4. Biodiversität und Artenschutz
5. Exkursion in ein Schutzgebiet des BIOAY
6. Der Klimawandel – Ursachen und Folgen
7. Ressourcen und Nachhaltigkeit
8. Nachhaltigkeit in Oxapampa
(Anmerkung am Rande: Leider liest sich dieser Blogeintrag wahrscheinlich recht "trocken", so fast ganz ohne Bilder... Aber meine Hauptarbeit für das Umweltprojekt bestand bisher aus Büroarbeit & ich habe maximal Screenshots von PowerPoints, Arbeitsblättern etc. vorzuweisen.)
Trotz meiner Nervosität bin ich wirklich glücklich, dass ich jetzt eine herausfordernde Aufgabe habe, die mir das Gefühl gibt, etwas Sinnvolles zu tun. Das Umweltbildungsprojekt wird im Endergebnis sicherlich alles andere als perfekt sein, aber ich denke, dass die Kids (oder eher Jugendlichen - die Zielgruppe sind die Abschlussklassen, d.h. unsere 11. Klasse) hinterher mehr über Umweltthemen wissen werden als vorher und das ist ja in sich schon ein Erfolg. Ich lerne wiederum schon in der Vorbereitung sehr viel Neues und werde das sicherlich auch durch das Unterrichten nochmal tun.
Ich habe im Übrigen wirklich großen Respekt vor Menschen, die sich allen Ernstes bewusst dafür entscheiden, Lehramt zu studieren… So für 3 Monate ist das schon in Ordnung und macht auch Spaß. Insbesondere, weil mir die Themen am Herzen liegen. Aber ein Leben lang? Nein, danke. (Schöne Grüße an meiner ehemaligen Lehrerinnen und Lehrer an der Stelle, falls das hier jemand liest! 😉) Da muss man, glaube ich, total für brennen, um das jahrzehntelang wirklich gut zu machen.
Abschließend jetzt aber noch ein paar weitere kleinere Updates aus meinem Leben:
Ein bisschen Regenzeit durfte ich trotz Klimawandel doch noch erleben. Im März und auch Anfang April hat es wirklich viel geregnet. (Da habe ich mir einen super Zeitpunkt für meinen Jogging-Trainingsplan ausgesucht…) Die Straßen waren teilweise nicht befahrbar. Mitte März ist mal ein ganzer Kilometer Straße zwischen Pozuzo und Oxapampa weggebrochen. Es ist zwar niemandem etwas passiert, aber man kam längere Zeit nicht mit dem Auto durch. Das passiert sowieso öfter während der Regenzeit, aber ein ganzer Kilometer ist schon viel. Normalerweise gibt es kleinere Erdrutsche, die dann auch recht schnell bei Seite geräumt werden.
Ansonsten gehe ich in letzter Zeit recht viel Joggen und Spazieren. Am Wochenende setze ich mich ganz gerne mit einem Buch in ein Café und gelegentlich gehe ich auch mal feiern.
Letztes Wochenende hat dieselbe Katze, die schon im November Junge hatte, wieder Babys bekommen. Die sind wieder unfassbar niedlich, aber auch ein kleines Problem, weil es einfach zu viele Katzen im Hotel gibt. Sie können hier nicht bleiben, es ist aber fast unmöglich, jemanden zu finden, der 6 Katzen (5 Junge und die Mutter) adoptieren will.
Trotz der Tatsache, dass die Katzensituation einigermaßen stressig ist, war das Osterwochenende ziemlich schön. Hier im Hotel wurde auf fast deutsche Art und Weise gefeiert, weil meine Gastmutter ja österreichische Wurzeln hat. Es gab bemalte Eier und Oster-Deko. Wir waren auch fast ausgebucht und ich habe von Donnerstag bis Sonntag (Donnerstag und Freitag waren Feiertage) morgens in der Küche ausgeholfen. Das hat überraschend viel Spaß gemacht!
Dieses Wochenende ist wiederum wesentlich ruhiger, aber man merkt doch, dass die Regenzeit langsam vorbei ist, weil wieder mehr Gäste da sind als noch im März.
Ich melde mich dann nach dem Praktikum wieder mit einem Blogeintrag, da wird es sicherlich einiges zu berichten geben, denn Mal Paso ist nochmal eine ganze Nummer „peruanischer“ als Oxapampa, wenn man so will. Ganz andere Lebensbedingungen und viiiel weniger Luxus. Ich bin gespannt!
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