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  • Writer's pictureMaja Büttner

Ankommen in Oxapampa // #4

(vom 27.10.2021)


Hi!


Ein bisschen später als geplant, schaffe ich es jetzt doch mal wieder einen Blog-Beitrag zu schreiben.

Seit Samstagmorgen bin ich inzwischen in Oxapampa und, obwohl das noch nicht einmal eine Woche her ist, ist wirklich viel passiert.


Die letzten Tage habe ich bei einer Familie in Quillazú verbracht, das ist ein kleiner Ort etwa 10km von Oxapampa entfernt.

Einige der Leute, die hier in der Gegend (insbesondere auch Pozuzo) leben, haben interessanterweise deutsche bzw. österreichische Wurzeln, weil ihre Vorfahren vor mehr als 100 Jahren nach Peru ausgewandert sind. Dazu gehört auch die Familie, bei der ich gerade wohne.


Ich wurde wirklich sehr lieb empfangen und man merkt total, wie sehr sich hier alle freuen, dass ich da bin. Eine der Frauen spricht sogar ein bisschen Deutsch und das gar nicht mal schlecht! Auf jeden Fall besser, als ich Spanisch. Das hat in den ersten Tagen wirklich Vieles einfacher gemacht.

Das Haus der Familie ist noch ziemlich neu und gerade im Vergleich mit einigen der anderen Häuser, die ich auf der Busfahrt und auch auf meinen kleinen Erkundungstouren noch so entdeckt habe, ist es wirklich überdurchschnittlich schön. Vom Stil her erinnert es mich stark an die USA und eher weniger an Europa und das passt auch dazu, dass ich gelernt habe, dass man Nordamerika hier als eine Art Vorbild betrachtet.

Es gibt allerdings wie schon angedeutet auch durchaus Familien, die in Unterkünften wohnen, die eher weniger Ähnlichkeiten mit dem haben, was wir in Deutschland als Haus bezeichnen würden. Viele Leute leben in heruntergekommenen Hütten, die zum Teil nicht sehr wind- und wetterfest wirken.

Auch deshalb kann ich mich wirklich glücklich schätzen, dass ich an eine so schöne Unterkunft geraten bin. Ich habe ein eigenes kleines Zimmer und muss mir auch das Bad mit niemandem teilen.



Allerdings sieht es aktuell so aus, als würde ich in wenigen Tagen schon wieder umziehen, aber dazu später mehr.


Am Samstagmorgen habe ich direkt nach meiner Ankunft erst etwas gegessen und mich ein bisschen mit der Familie, insbesondere der Frau, die gut Deutsch spricht, unterhalten. Ihr Mann spricht nur Spanisch (oder Castellano, wie man hier dazu sagt) und anfangs hat das dazu geführt, dass wir uns so gut wie gar nicht unterhalten haben. Inzwischen klappt es aber erstaunlich gut. Mittags habe ich mich dann ein bisschen hingelegt, weil die Nacht im Bus absolut nicht erholsam war.

Später habe ich ein bisschen die Gegend in der Nähe des Hauses erkundet. Dabei habe ich festgestellt, dass es direkt auf dem Grundstück der Familie auch einen Pferdestall und Viehweiden gibt (die Kinder der Leute bei denen ich wohne, wohnen in ihren eigenen Häusern direkt nebenan). Außerdem ist es nicht weit bis zu einem kleinen Fluss, an dem ich dann für eine Weile saß. Die Pferde gehören wohl einem der Söhne. Es sind 4 ausgewachsene Pferde, ein Jährling und ein Fohlen. Auch, wenn ich nicht den Rest des Jahres hier wohnen werde, hoffe ich, dass sich für mich die Gelegenheit ergibt, ein paar Mal Ausreiten zu gehen.




Samstagabend bin ich dann relativ früh ins Bett gegangen, auch, weil ich gefragt wurde, ob ich am nächsten Morgen Lust hätte, mit zu einem Fußballspiel zu gehen, wofür ich meine Wecker auf 5:30 Uhr gestellt habe…


Am Sonntag hat sich dann herausgestellt, dass ich die Größenordnung des Ausflugs ziemlich falsch eingeschätzt hatte. Wir sind erst nach Oxapampa gefahren und haben dort die Tochter der Leute bei denen ich wohne und ihre drei Kinder (3, 6 und 8 Jahre) abgeholt. Ich dachte, dass das Spiel in der Nähe von Oxapampa stattfindet, aber wir sind dann über eine Stunde mit dem Auto unterwegs gewesen.

Dort angekommen haben wir zuerst gefrühstückt und sind dann gegen 9 Uhr zum Spielfeld gegangen. Ich habe dann verstanden, dass es sich wohl eher um eine Art Turnier handelt und nicht nur um ein einziges Spiel und, dass die Mannschaft des einen Enkelkinds auch spielen wird, was der Hauptgrund war, dass wir alle hingefahren sind.

Es war leider extrem heiß, also wirklich wesentlich heißer als in Oxapampa: über 30°C im Schatten… Erst nach ein paar Stunde fanden dann die Spiele der jüngeren Kinder statt, zuerst kamen die Mannschaften dran, die aus Jungs im Alter von 15+ Jahren bestanden.



Zum Glück fand nicht nur ich die Hitze ziemlich schrecklich, sondern auch der Rest der Familie, weshalb wir nach dem Spiel für das wir hauptsächlich da waren (leider hat „unser“ Team verloren, der Kleine war total enttäuscht) wieder gefahren sind. Auf dem Rückweg haben wir an einem Restaurant angehalten, um zu Mittag zu essen. Dort war es zwar auch ziemlich heiß, aber immerhin konnte man sich wesentlich bequemer hinsetzen als auf dem Fußballplatz, wo es keine Sitzbänke gab. Im Restaurant habe ich außerdem einen Papagei gesehen! Und er hat tatsächlich gesprochen!



Nach dem Essen sind wir weitergefahren, aber weit sind wir nicht gekommen, weil die Kids eine Art Zoo am Straßenrand entdeckt haben und solange gequengelt haben, bis wir angehalten haben, um reinzugehen. Ich war ehrlich gesagt eher weniger begeistert, weil ich wirklich fix und fertig war (von der Hitze, aber auch von den ständigen Versuchen mich auf Deutsch, Englisch und Spanisch mit allen zu unterhalten, was mental wirklich anstrengender ist, als es vielleicht klingt).

Es war aber trotzdem ganz schön im „Zoo“. Ein richtiger Zoo war es aber irgendwie nicht. Die Hauptattraktion war ein Schmetterlingshaus.



Aber es gab auch einen Fischteich und zum Schluss der Tour, die man als Besucher bekommen hat, gab es auch noch ein paarSäugetiere.

Einerseits habe ich einiges gelernt (zum Beispiel, dass Raupe auf Spanisch „oruga“ heißt und, welche Tiere in Peru heimisch sind), andererseits taten mir gerade die Raubkatzen und auch die Krokodile und Affen, die es gab wirklich leid, weil ihre Gehege einfach eindeutig zu klein waren – aber so ist das wohl in allen Zoos…

Kurz vor dem Ausgang hat uns dann ein Spielplatz noch eine ganze Weile aufgehalten und in diesem Moment habe ich den unerschöpflichen Energievorrat der Kids wirklich beneidet.

Auf der Rückfahrt war es dann aber nicht ich, die als erstes eingeschlafen ist, sondern zunächst die Kleinste. Die anderen beiden, haben noch eine gute halbe Stunde spanische Kinderlieder gesungen, bevor sie dann (zum Teil AUF mir – an der Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, dass wir zu siebt in einem Fünf-Sitzer saßen) eingeschlafen sind, was schon ziemlich niedlich war.

Letztendlich sind wir erst um kurz vor 7 Uhr abends wieder Zuhause gewesen. Nach dem Abendessen und dem Duschen bin ich dann direkt ins Bett gegangen und sofort eingeschlafen.


Montag war mein erster Arbeitstag, wenn man das so sagen kann. Ich bin jedenfalls das erste Mal zur Verwaltung des Biosphärenreservats in Oxapampa gefahren.

Es gab dort ein Meeting, in dem mir die Mitarbeiter vorgestellt wurden und ich außerdem ein paar generelle Sachen über das Biosphärenreservat erklärt bekommen habe. Ich war zeitweise ehrlich gesagt ziemlich überfordert, weil natürlich nur Spanisch gesprochen wurde und ich mich dann auch noch auf Spanisch vorstellen sollte.

Aus dem Biosphärenreservat Rhön hatte ich zwei „Gastgeschenke“ dabei, unteranderem eine Packung des Kaffees, der aus der Zusammenarbeit zwischen Rhön und BIOAY entstanden ist. Die Bohnen stammen aus dem Biosphärenreservat hier in Peru und werden nach Deutschland exportiert, wo sie in der Rhön weiterverarbeitet und verkauft werden.

Nach der Vorstellungsrunde kam dann der Chef des Biosphärenreservats dazu und ich habe mich (und das Kaffee-Kooperationsprojekt) nochmal vorgestellt. Das war umso stressiger, weil das Ganze (für Social Media nehme ich an) auch gefilmt wurde.

Den restlichen Vormittag habe ich mit zwei der Mitarbeiter verbracht und wir bzw. die beiden haben versucht einen Plan für den nächsten Monat zu erstellen und zu schauen, was meine Aufgaben für die erste Zeit sein werden. Ich bin aktuell noch nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis, weil ich wirklich nicht genug zu tun habe. Erst am Freitag soll ich wieder nach Oxapampa kommen und für nächste Woche steht auch nur an drei von fünf Tagen etwas in meinem Kalender. Ich habe zwar durchaus auch eigene Ideen für kleine Projekte, aber ich glaube es ist wichtig, dass ich erstmal hier ankomme und mich eingewöhne, bevor ich anfange eigene Vorschläge zu machen.


Ein Thema, was in der Vorstellungsrunde am Vormittag auch diskutiert wurde, war meine Wohnsituation. Die Menschen vom BIOAY sind nicht begeistert davon, dass ich ein ganzes Stück von Oxapampa entfernt wohne. So etwas wie ÖPNV gibt es hier nicht, nur „Moto-Taxis“, aber die fahren nur von Oxapampa aus nach Quillazú – in die andere Richtung wird es schwieriger. Es gab auch die Idee, dass ich Fahrrad fahren könnte, aber die Peruaner sind sich sehr einig gewesen, dass das viel zu gefährlich wäre, insbesondere während der Regenzeit, wenn die Straßen noch schlechter sind als ohnehin schon. So oder so, gibt es keinen Fahrradweg und die Leute hier fahren wirklich nicht besonders rücksichtsvoll Auto. Am Montag hat mich meine Gastfamilie nach Oxapampa gefahren und auch wieder abgeholt, aber dass das keine Dauerlösung ist (alleine schon wegen fehlender Flexibilität), leuchtet wahrscheinlich ein.


Wegen alldem, wurde dann versucht eine alternative Unterkunft in Oxapampa für mich zu finden. Ich habe auch mit meiner Gastfamilie über das Problem gesprochen und aktuell sieht es so aus, als würde ich zumindest während der Regenzeit, also bis Ende Februar, erstmal in das Hotel ziehen, was die Familie in Oxapampa hat, da das in der Regel nur in der Hauptsaison voll ausgebucht ist. Wenn Ecoselva zustimmt und nicht dazwischen kommt, ziehe ich wahrscheinlich schon nächste Woche um.


Ein bisschen traurig bin ich schon, weil ich gemerkt habe, wie sehr sich die Familie hier freut, dass ich da bin, aber ich werde denke ich trotzdem noch viel Zeit mit ihnen verbringen, auch wenn wir nicht mehr in einem Haus wohnen. Ich hätte mich auch durchaus an das Essen gewöhnen können, was ich hier immer bekomme. Bisher durfte ich allerdings nicht beim Kochen oder Abspülen helfen, weshalb ich mich langsam ein bisschen schlecht fühle.

Ich hatte aber an anderer Stelle mit Problemen gerechnet, weil ich auch in Peru weiterhin möglichst vegan essen möchte, aber das hat bisher super geklappt! Mir wurde vorher gesagt, dass Peruaner wahrscheinlich nicht wirklich wissen, was „vegan“ bedeutet, aber da habe ich andere Erfahrungen gemacht. Als unausgewogen würde ich mein Essverhalten bisher auch nicht bezeichnen. (Viel Obst und Gemüse, Reis, Brot, Bohnen, Salat…) Nur mein Avocado-Konsum nimmt langsam erschreckende Ausmaße an. Das Coole ist, dass das hier (anders als in Deutschland) überhaupt nicht unökologisch ist. Die Avocados kann man direkt hinterm Haus pflücken und da es hier ja ohnehin ziemlich viel regnet, ist der Wasserverbrauch auch kein Problem.

Wahrscheinlich sollte ich mal Googeln was passiert, wenn man dauerhaft jeden Tag 3 Avocados isst…

Was ich auch viel esse, ist Obst von dem ich vorher noch nie gehört hatte. Zum Frühstück gab es heute zum Beispiel eine Frucht von einem Kaktus, dessen Namen ich wieder vergessen habe!

Die Vielfalt an Früchten ist wahrscheinlich sogar einen eigenen Blog-Beitrag wert.


Um zurück zum Thema zu kommen: Der Vorteil von der Hotel-Lösung wäre aber, dass ich mit ein bisschen Glück einen kleinen Bungalow für mich alleine bekommen und unabhängiger sein kann. Frühstück bekomme ich dann wohl im Hotel und für die restlichen Mahlzeiten darf ich die Küche benutzen, wenn ich möchte.


Dieses Wochenende werde ich aber noch nicht umziehen, sondern stattdessen nach Pozuzo fahren, um die anderen Freiwilligen zu besuchen. Davon werde ich dann im nächsten Post berichten!



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