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Writer's pictureMaja Büttner

Alltag? // #7

Hi!


In einem meiner letzten Posts, habe ich erwähnt, dass ich auf ein bisschen mehr Alltag hoffe. Da musste ich heute Morgen wieder dran denken und habe an die vergangene Woche zurück gedacht, um zu entscheiden, inwiefern sich dieser Wunsch vielleicht schon erfüllt hat.


In gewisser Weise gibt es in meinem Leben inzwischen wieder mehr Routine, aber vieles ist und bleibt sehr schwer einzuschätzen und kaum planbar.

Die letzte Woche war meine erste ganze Woche in meiner neuen Unterkunft im Hotel in Oxapampa. Weil ich aktuell so wenig zu tun habe und, weil ich weiß, dass ich für mein Zimmer viel weniger bezahle, als andere Gäste, habe ich bemüht ein bisschen mitzuhelfen. Das geht am besten beim Frühstück in der Küche.

Am Dienstag kam ich mir noch sehr verloren vor und habe nur minimal mit anpacken können (Käse schneiden und beim Kuchen backen "helfen"), aber im Laufe der Woche wurde es immer besser. Inzwischen habe ich wirklich das Gefühl, eine Unterstützung zu sein, weil ich die Abläufe kenne und auch selbstständig Tabletts vorbereiten kann, ohne alle paar Sekunden nachfragen zu müssen.


Es ist wirklich schön, zu merken, wie die Leute, die man jeden Tag sieht langsam kennenlernt. Jeden Morgen um halb 7 aufstehen, beim Frühstück helfen, mit denselben Leuten reden und frühstücken - das sind auf jeden Fall Details, die auf Routine hindeuten.

Das Problem ist, dass ich immer noch kaum etwas im Biosphärenreservat zu tun habe.


Am Montag war ich mit drei anderen Leuten in einem Gebiet ein paar Kilometer von Oxapampa entfernt unterwegs. Soweit ich das verstanden habe, besteht es im Grunde komplett aus Regenwald und wird derzeit nicht genutzt. Es ist insofern wertvoll/schützenswert, als dass es dort Wasserquellen gibt, die für die Region sehr wichtig sind. Außerdem lebt dort eine sehr seltene Froschart, die auch auf der roten Liste steht. (Hier kommt man zu einem Artikel mit mehr Informationen.)

Der Grund, dass wir am Montag dort waren ist, dass ein Aktionsplan zur (touristischen) Nutzung des Gebiets erstellt werden soll, wofür noch einiges an Daten gesammelt werden müssen. Aktuell gibt es aber quasi keine Möglichkeit den Wald zu betreten, wenn man nicht zufällig ein Buschmesser dabei und sehr viel Zeit zur Verfügung hat. Deswegen soll wohl eine Art Eingang angelegt werden. Um den idealen Ausgangspunkt dafür zu finden, waren wir daher mit Drohne und Macheten unterwegs.





Die Aktion hat zwar Spaß gemacht und es war sehr spannend sich durchs Unterholz eines Regenwalds zu schlagen, aber meine Anwesenheit hatte kaum einen Mehrwert.

Als wir die Bilder am Nachmittag ausgewertet haben, habe ich nochmal angesprochen, dass ich mich aufgrund der fehlenden Aufgaben doch sehr langweile und mich über jede sinnvolle Beschäftigung freuen würde.

Die Konsequenz ist, dass ich mit der Aufgabe betraut wurde, mit Hilfe eines Dokuments mit Informationen über das Gebiet und unter Einbezug eines anderen Dokuments über ein Gebiet, zu dem es bereits einen Aktionsplan gibt, zwei Kapitel bzw. Texte auf Spanisch zu verfassen. Es soll ein Fließtext geschrieben werden, in dem die "Vision" erläutert wird, die das BIOAY für das Gebiet hat und es sollen außerdem "objectives" festgelegt werde, die in die Punkte ökonomisch, ökologisch und sozio-kulturell unterteilt werden.

Das offensichtliche Problem, das ich mit dieser Aufgabe habe ist, dass ich mir vergleichsweise sicher bin, dass es sich mehr oder weniger um Beschäftigungstherapie handelt, weil man mit dem was ich abliefern werde kaum arbeiten können wird. Es geht hier um Dokumente, die sehr sachlich und in Fachsprache geschrieben werden und selbst mit allen Übersetzungs-Tools der Welt und sehr viel Zeit, wird mein Ergebnis sprachlich nicht gut genug sein. Dazu kommt, dass ich zumindest für das eine Kapitel über die "Vision" für das Gebiet nicht genug über das BIOAY und dessen Arbeitsweise weiß.

Ich werde mir natürlich trotzdem Mühe geben und etwas abliefern, aber ich tendiere immer mehr dazu, mir einige kleinere Projekt-Konzepte zu überlegen und dann nachzufragen, ob sich etwas was davon umsetzen ließe. Ich möchte meine Zeit hier wirklich sinnvoll nutzen und den Leuten hier nicht das Gefühl geben, dass ich einfach nur mehr Arbeit bedeute, weil man sich ständig irgendetwas aus der Nase ziehen muss, um dafür zu sorgen, dass ich mich wenigstens ein paar Stunden die Woche nicht langweile.


Am Donnerstag war ich dann nämlich das nächste Mal in der Municipalidad (= Stadtverwaltung, in der auch das BIOAY sein Büro hat), um einer Mitarbeiterin bei den Vorbereitung für eine Veranstaltung mit Freiwilligen aus der Region zu helfen, bei welcher diese mehr oder weniger als Ranger eingelernt werden sollen. Die Hauptaufgabe der freiwilligen Ranger wird es, wenn ich das richtig verstanden habe, sein, dafür zu sorgen, dass keine illegale Rodung in Kernzonen durchgeführt werden.

Für die Präsentation habe ich Namensschilder vorbereitet und Karten aus Karton ausgeschnitten. Eine objektiv betrachtet eher langweilige Aufgabe, aber ich habe mich ehrlich gesagt sehr gefreut, zur Abwechslung mal etwas zu tun bei dem ich eine echte Unterstützung bin.


Wenn ich vormittags in der Küche fertig bin und nachmittags nichts in der Municipalidad zu tun habe, gehe ich hin und wieder spazieren, einkaufen oder lese. Ich möchte, sobald meine Erkältung ganz weg ist, auch wieder mit dem Joggen gehen anfangen, auch wenn ich dafür bestimmt komisch angestarrt werde, weil das hier, wenn überhaupt, nur die Touristen machen.

Gewöhnen könnte ich mich auf jeden Fall an die abendlichen Lagerfeuer, die an der Feuerstelle im Hotel für die Gäste angezündet werden und an die große Anzahl an Katzen, die es dort gibt und mit denen man sich bei Langeweile beschäftigen kann. Eine bekommt bald Junge, worauf ich mich schon extrem freue.


Überhaupt muss ich unbedingt mal einen Post über das Hotel, meine Wohnsituation und Oxapampa machen, sobald ich genug Fotos dafür zusammen habe.


Am Freitagmorgen bin ich dann nach Pozuzo gefahren, um an einem Meeting zum Thema Nachhaltiger Tourismus teilzunehmen, bei dem Leute aus der Region dabei waren, die in dieser Branche arbeiten, aber zum Beispiel auch ein Repräsentant des Naturparks Eichsfeld-Hainich-Werratal. Mit Blick auf meine "Schreibaufgabe" war das Treffen überraschend hilfreich, auch wenn ich natürlich lange nicht alles verstanden habe.


Das restliche Wochenende verbringe ich mit den anderen Freiwilligen. Am Freitagabend haben wir Pizza gemacht (fun fact am Rande - ich habe einen Ofen kaputt gemacht) und am Samstag waren wir den halben Tag Zuschauer bei einem Motocross-Rennen, das heute noch weitergeht.





Das Rennen war bisher ehrlich gesagt eher weniger spannend... Mein Sport ist es nicht - allein schon, weil das Ganze wirklich nicht nachhaltig ist. Mich hat allerdings vor allem schockiert, dass es auch Kids gibt, die schon teilnehmen. Wir haben uns sagen lassen, dass die Jüngsten mit 3(!!) Jahren anfangen... Das finde ich mehr als grenzwertig. Bei den Kleinen gab es gestern zum Glück keine Unfälle, aber wir haben zwei kleinere Unfälle bei den Erwachsenen mitbekommen, bei denen aber niemand ernsthaft verletzt wurde. Ich hoffe das wird auch heute so bleiben.


Ich habe noch nicht entschieden, ob ich heute Abend zurück nach Oxa fahre oder morgen. Ich könnte wohl erst im Dunkeln los und da es relativ viel regnet und die Straßen ohnehin schlecht sind, tendiere ich dazu, noch eine Nacht zu bleiben... Wir werden sehen. Morgen hätte ich jedenfalls keine Arbeit in der Municipalidad und würde so gesehen nichts verpassen.

Erst am Dienstag gehe ich wieder auf die Arbeit und bis dahin brauche ich ein bisschen etwas Vorzeigbares was die Dokumente angeht. Da werde ich mich heute Vormittag mal dran setzen, bevor wir dann wieder nach Prusia zum Motocross fahren!

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1 Comment


mgeier
Nov 14, 2021

Aus dem Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal - das kann eigentlich nur der ehemalige Leiter Dr. Johannes Hager gewesen. Der hatte schon vor längerer Zeit mal bei mir angerufen, weil er nicht nur in DomRep sind auch in Peru, u.a. in BIOAY, aktiv ist. Falls er nochmals auftaucht, schönen Gruß von mir. Er soll Dich ein bisschen bei der Suche nach sinnvoller Beschäftigung unterstützen.

Michael Geier

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